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Pressestimmen zu: Die Pflege müsste gar kein Pflegefall sein, WENN…

Quelle:

Pressestimmen

Veröffentlichungsdatum:

07.12.2017
Pflegeaktivist Katzianka:
„Die Menschen wollen zu Hause gepflegt werden“!

Mehr als 750 private Agenturen organisieren den Einsatz der mehr als 60.000 Rund-um-die-Uhr-Betreuerinnen. Jetzt wird der Ruf nach strengen Qualitätskontrollen laut. Wien – „Die Politik muss sich jetzt endlich entscheiden, ob sie die 24-Stunden-Pflege will oder nicht. Sie schwindelt sich seit Jahren um diese Frage herum“, kritisiert der selbsternannte Pflegeaktivist Klaus Katzianka. Er fordert von der neuen Regierung „endlich Klarheit in der Pflegefrage“. Den Betroffenen, die einer Pflege bedürfen, müsse die Möglichkeit gegeben werden, frei zu entscheiden, ob sie zu Hause gepflegt werden wollen oder in einem Heim, sagt Katzianka, der selbst seit seiner Geburt auf ständige Pflege angewiesen ist und seit Jahren in der Steiermark einen privaten Pflegedienst betreibt. Gegenwärtig werden laut Katzianka rund 90 Prozent der Pflegebedürftigen in Heimen betreut, zehn Prozent zu Hause. Dort sind rund 60.000 überwiegend weibliche Betreuungskräfte tätig. Sie kommen zumeist aus der Slowakei und Ungarn, bisweilen auch aus Griechenland oder Polen und werden von privaten Agenturen oder den großen Trägerorganisationen wie Caritas, Volkshilfe, Hilfswerk, Diakonie und Rotes Kreuz an Pflegebedürftige vermittelt.

Betreuerinnen nach Österreich gelockt …
Für die private 24-Stunden-Betreuung müssten in Zukunft, wie es die Volksanwaltschaft fordere, strenge und verbindliche Qualitätsmaßstäbe eingeführt werden, die ebenso streng kontrolliert werden müssen, sagt Katzianka zum STANDARD. Die Volksanwaltschaft hatte jüngst über „mangelnde Qualifikation des Betreuungspersonals und Vernachlässigungen“ geklagt, Opfer seien jedoch auf beiden Seiten zu finden, sagte Volksanwalt Günther Kräuter. „Die Großteils weiblichen Pflegekräfte werden oft unter falschen Voraussetzungen nach Österreich gelockt und nicht selten von Agenturen ausgenutzt.“ Daher müssten schärfere Kontrollen durchgeführt werden.

Qualitätssiegel als Schutz vor „problematischen Anbietern“
Derzeit sind in Österreich 763 Pflegeagenturen gelistet. Die Volksanwaltschaft schlägt für sie ein staatliches Qualitätsgütesiegel vor. So könnten „problematische Anbieter vom Markt gedrängt werden. Das ist absolut zu unterschreiben“, sagt Katzianka. „Ich denke, dass auch eine bessere Kooperation mit den Hausärzten sinnvoll wäre, die unangemeldet regelmäßig Kontrollen in den Haushalten durchführen, wo private Pflegerinnen tätig sind“, sagt Katzianka.

„Jeder soll selbstbestimmt entscheiden“
Natürlich sei die Betreuung in Heimen vor allem in hohen Pflegestufen absolut notwendig, nur gehe es darum, „dass jeder und jede selbst entscheiden kann, will ich ins Heim oder will ich zu Hause bleiben. Jeder soll selbstbestimmt über sein Schicksal entscheiden können“, sagt Katzianka. Dazu müssten die Betroffenen aber auch finanziell in die Lage versetzt werden. Was bedeutet: Das Pflegegeld müsse erhöht werden. Wenn ein Teil jener, die derzeit ungewollt in Heimen betreut werden, zu Hause gepflegt werden könnte, würde das die allgemeinen Kosten drastisch senken, sagt Katzianka, zumal die Pflege in Heimen nicht zuletzt aufgrund der Infrastruktur- und Overheadkosten doppelt so teuer sei wie zu Hause. „Unterm Strich könnten, wenn ein Teil in die Hauspflege entlassen wird, jährlich 1,5 Milliarden Euro eingespart werden“, glaubt Katzianka. (Walter Müller, 7.12.2017) – derstandard.at

REAKTIONEN von LeserInnen der STANDARD.at site:
Diese 1:1 24-Stundenbetreuung ist ein Luxus, den wir uns unter schamloser Ausnützung von Frauen aus ärmeren Ländern leisten. Gerade regen wir uns über den geplanten 12-Stunden-Tag auf – diese Frauen arbeiten rund um die Uhr und das 14 Tage durchgehend, zu einem Hungerlohn! Und nein, es gilt nicht, wieviel um das Geld in ihrem Heimatland zu kaufen ist, sondern dort wo sie es verdienen, bei uns. Nicht umsonst gibt es in diesem Bereich immer weniger Slowakinnen, dafür immer mehr aus Rumänien, der Ukraine… Wenn es den Frauen in einem Land nur etwas besser geht, machen sie das nicht mehr, dafür folgen die aus Ländern mit noch elenderen Lebensbedingungen. Das ist die moderne Sklaverei…

In die Hauspflege entlassen ..
hmm .. ja das wäre fein … aber so einfach ist es nicht. Der Pflegebedürftige muß sich die 24-Stunden Pflege auch leisten können. Denn während im Heim ab Pflegestufe 4 die Restkosten vom Sozialamt übernommen werden muß bei der Heimpflege alles bezahlt werden. Das ist für sehr, sehr viel einfach nicht leistbar, da ja auch alle anderen Kosten weiter bezahlt werden müssen (Wohnung, Strom, Heizung, Lebensmittel, Rezeptgebühren usw.) Bei einer durchschnittlichen Pension von 1500 Euro und einer Pflegestufe 4 sind ca 2000 € für die Pflege alleine im Monat nicht zu stemmen wenn kein entsprechendes Vermögen vorhanden ist.

Die Betreuung im häuslichen Bereich kommt gesamtvolkswirtschaftlich billiger, kann aber nicht so gut monopolisiert werden wie die Pflegeeinrichtungen.
Weil derzeit im Pflegesektor eine Zentralisierung und Monopolbildung durch Übernahmen im Gange ist und diese privaten Betreiber und Aktiengesellschaften nicht auf die „Kunden“, „Klienten“ oder wie man sie gerne nennt schauen, sondern auf die Gewinne und die Steigerung der Gewinne. Also es reicht nicht jährlich positiv zu sein, sondern es muss der Gewinn jährlich gesteigert werden und das geht in der häuslichen Pflege nicht so gut. Auf der anderen Seite darf im Pflegeheim eine Heimhilfe selbst mit der Ausbildung Unterstützung der Basisverersorgung fast nichts und dann nur bis Pflegestufe III etwas machen in der häuslichen Pflege kann plötzlich jeder alles und ich hatte mich auch mit ausläandischen Arbeitskräften unterhalten, welche meinten ihr deutsch und Pflegekurs haben sie 800 € gekostet, da waren sie nicht wirklich bei der Ausbildung.

Herr Katzianka hat recht:
Die Betreuung in Heimen kommt teurer als die Pflege zu Hause. Die meisten Menschen ziehen diese – für die Allgemeinheit günstigere Variante – vor, weil sie so mehr Freiheiten behalten. Die derzeitige Organisationsform mit privaten Vereinen ist nicht optimal. Erstens werden so Arbeitnehmerschutz-bedingungen umgangen, indem man Pfleger zu schlechten Konditionen von außen ins Land holt. Zweitens gibt es – wie Herr Kazianka richtig bemerkt hat – keine einheitlichen Qualitätsstandards. Eine Baustelle für die neue Regierung.

Unterstütze diese Forderung nach Verbesserung.
Besonders: Kontrolle muss kommen – aber sicher nicht durch Hausärzte!! – Es gibt genügend hochqualifiziertes und dennoch kompetentes Pflegepersonal, das das übernehmen muss. Dass häusliche Pflege bei Erfüllung von Qualitätskriterien billiger ist bin ich mir nicht sicher. Gut ausgebildetes Personal MIT geeignetem Lohn kostet. und bei einer 1:1 Betreuung daheim….? Plus Agenturen, die mitschneiden….? Dann werden auch in den eigenen 4 Wänden Standards einzuhalten werden sein – Wer zahlt’s?

Bisher zahlt den Löwenanteil der zu Pflegende ….
Denn Heimpflege wird durch den Sozialhilfeverband (mit)finanziert – bei der 24 Stunden-Pflege zu Hause gibt es zwar einen Zuschuss, aber keine Übernahme der Restkosten wenn die Pension nicht reicht. Unter der Pflegestufe 5 ist bei einer durchschnittlichen Pension eine 24-Stunden-Pflege ohnehin kaum zu finanzieren, da ja von der Pension auch weiterhin die Miete und die Lebenshaltungskosten bezahlt werden müssen.

Der Standard Online 1, Walter Müller 7. Dezember 2017

Kronen Zeitung, Karin Podolak 8. Dezember 2017